By Marisa

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Wie ich (fast) ultraleicht wurde und warum jedes Gramm zählt – inkl. Packliste

Die Gewichtsoptimierung ist für mich die wichtigste Komponente für einen erfolgreichen Thruhike auf dem PCT. Denn je leichter mein Rucksack ist, desto leichter fällt mir jeder Schritt. Desto mehr Spaß habe ich an dem Abenteuer – und desto besser meistere ich die Herausforderungen des Trail-Lebens. Vorbereitung ist alles. Und weil ich den PCT schon seit Jahren im Kopf trage, habe ich mir 2019 meinen ersten eigenen Ultraleicht-Rucksack genäht. Thruhiking-Fieber? Voll erwischt.


🚶‍♀️Mein Einstieg ins Ultralight-Game

Auf meiner ersten echten Fernwanderung – dem Nordkalottleden von Abisko Richtung Norden bis nach Kilpisjärvi – hatte ich rund 200 km vor mir und 17 kg auf dem Rücken (inklusive Nahrung für 13 Tage). Einige würden sagen: „Ist doch okay!“ – für mich war es ehrlich gesagt ein Kampf. Ich war wenig trainiert, hatte vorher lediglich den Forststeig in der Sächsischen Schweiz gemacht und bin ziemlich blauäugig gestartet.

Interessanterweise traf ich auf dem Weg kaum andere Wandernde, aber die wenigen, die mir begegneten, trugen teils 26 bis 35 kg. Und ich hatte schon schmerzende Füße mit meinen 17 kg. Ob das am Rucksack lag oder an meinen bergtauglichen, aber steinschweren Wanderstiefeln (oder an den damals neuen Merinosocken, die ich auch später nie vertragen habe) – keine Ahnung. Aber eins war klar: Es muss leichter werden.


⚖️Von 8,5 kg auf (fast) ultraleicht

👉 „In welchen Situationen komme ich in echte Schwierigkeiten, wenn ich X weglasse?“

Nach dieser Tour habe ich meine komplette Ausrüstung gewogen: 8,5 kg Basisgewicht. Zu viel. Ab da wurde radikal optimiert – mit der wichtigsten Frage überhaupt:

Hier ein kleiner Einblick in meinen Evolutionsprozess:

  • Wechsel-T-Shirt
  • Pullower -> Wanderhemd UV
  • Fleecejacke -> Daunenjacke
  • Mütze -> Merinomütze und Buff
  • Lange Hose -> Zip-Off-Hose -> kurze Hose -> Badeshorts
  • Regenhose -> Regenrock
  • Regenjacke -> Regenschirm -> ?
  • Handtuch -> Mini-Handtuch -> Waschlappen
  • Wanderschuhe -> Trailrunning Schuhe mit Gaitern
  • Trangia Topfset mit Kocher -> Kocher + Topf -> Minikocher -> Topf
  • Multitool -> Taschenmesser -> Mini Taschenmesser
  • Tasse, Schüssel
  • Gewürze
  • Besteck -> Spork -> Titanlöffel mit langem Stiel
  • selbstaufblasende Isomatte 183x51cm-> selbstaufblasende Isomatte 119x51cm -> ultraleichte Isomatte 119x51cm -> ?
  • Normaler Wanderrucksack -> Ultralight MYOG Rucksack
  • teilweise freistehendes Zelt -> Einwandzelt mit Trekkingstöcken aufstellen
  • Footprint -> Polycryo Plane
  • Kamera -> Handy -> Gopro (hier wird es schwerer)

Mein aktuelles Basisgewicht liegt bei 6,3 kg, inklusive 800 g Kamera + Technik zum Filmen. Ohne Technik wäre ich bei ca. 5,5 kg – damit bin ich ziemlich zufrieden. Auch wenn ich immer noch mindestens einmal pro Woche durch meine Liste gehe, um Potenzial für weitere Optimierungen zu finden.


📋Meine Packliste


🎒Ultralight – aber ohne Dogma

Nach Definition beginnt „Ultralight“ bei einem Basisgewicht unter 5 kg. Ich werde das vermutlich nicht erreichen und ganz ehrlich: Ich will es auch gar nicht um jeden Preis.

  • Ich kürze meine Zahnbürste nicht wegen 2 Gramm, sondern weil sie besser ins Packmaß passt.
  • Ich schneide Etiketten raus – weil sie mich nerven.
  • Ich lasse ein Handtuch weg, weil es für mich okay ist, mich mit dem Shirt abzutrocknen.

Ultralight ist kein Wettbewerb. Es ist eine Haltung: Pack so viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Man wird nicht ultraleicht durch einen großen Schnitt, sondern durch viele kleine. Das größte Sparpotenzial liegt in den Big 4:

👉 Rucksack – Schlafsystem – Isomatte – Shelter.

Alles andere wird optimiert durch weglassen, verkleinern oder durch Multiuse:

  • Sitzunterlage = ein Teil der Isomatte
  • Topf = Tasse = Waschschüssel
  • Regenrock = auch Sonnenschutz
  • Kleidungs-Schichten = statt extrawarme Sachen (Zwiebelprinzip)

🧠Ultralight ist auch Kopfsache

Je leichter mein Rucksack, desto weniger Energie brauche ich pro Schritt.
➡️ Größere Tagesdistanzen möglich
➡️ Schnellere Regeneration
➡️ Weniger Essen = weniger Gewicht
➡️ Weniger Wasser, weil ich mehr Strecke zwischen Quellen schaffe
➡️ Noch leichterer Rucksack … ein positiver Kreislauf

Aber: Leicht bedeutet nicht automatisch sicher. Wer zu viel spart, riskiert Komfort und Sicherheit. Gewicht ist kein Feind, sondern ein Werkzeug.

Versuche vielleicht folgende Dinge, um zu einem leichteren Rucksack zu kommen:

👉 Ein Ausrüstungs-Tagebuch: Was hab ich benutzt? Was nicht? Was hat genervt?
👉 Gear-Shakedowns: Testwanderung mit voller Ausrüstung – alles dokumentieren.
👉 Austausch mit anderen Hiker*innen: Was funktioniert bei ähnlichem Stil/Temperatur/Terrain?
👉 „Was-wäre-wenn“-Check: Was passiert, wenn X kaputtgeht? Habe ich eine Alternative?


📌Fazit

Ultralight ist für mich kein Zielgewicht, sondern ein Prozess.
Ein ständiges Hinterfragen: Brauche ich das wirklich?
Ein Prozess der Erfahrung, Anpassung und manchmal auch Improvisation.

🎒 Mein Ziel für den PCT: Basisgewicht um die 5,5–6 kg (inkl. Technik).
🛏️ Komfort garantiert: Mein Kissen (60 g) und der E-Reader (240 g) kommen mit.
🎥 Und da ich meine Reise mit euch teilen will – bleibt die GoPro auch.

Denn Gewicht sparen ja – aber nicht am Erlebnis.

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