Wenn man an den Pacific Crest Trail denkt, stellt man sich meistens vor: Einsame Berge. Stille Seen. Sonnenuntergänge, die aussehen wie ein Ölbild, nur ohne Eintrittspreis.
Was man nicht direkt sieht: Die ganzen Fell- und Schuppenwesen, die exakt dieselben Plätze mögen – manchmal sogar denselben Schlafplatz.
In diesem Artikel geht’s um die tierischen und kleintierischen „Freunde“, die dir auf dem PCT begegnen können und wie man mit ihnen klarkommt, ohne dass sie dir den Snickers klauen oder den Puls in den roten Bereich treiben.
Spoiler: Die Mäuse sind gefährlicher als die Bären. Zumindest für deine Ausrüstung.
Sobald ich entsprechenden Tieren begegnet bin, kommen hier weitere Fotos dazu.
🐭Mäuse – die wahren Endgegner
Man denkt ja immer: „Gefährlich ist das große Zeug.“
Nein.
Was dir wirklich den Schlaf raubt, sind die Feldmäuse, die nachts deine Ausrüstung begutahten wollen.
Sie können:
- Löcher in deinen Rucksack knabbern
- Deine Essensvorräte vernichten
- In deinem Zelt einziehen
- Dich wecken, indem sie über dein Gesicht laufen


Was tust du dagegen?
- Essen IMMER geruchssicher verstauen
- In Hütten / Boofen oder Lagerplätzen wo häufiger Menschen lagern → Essen aufhängen
- Zelt immer zulassen
- Keine Krümel im Vorzelt
🦟Mücken und Midges – die Vampir-Luftwaffe
Wenn man im Norden Oregons oder Washington ankommt, sieht man manchmal Wolken am Horizont.
Es sind keine Wolken.
Es sind Mücken.
Um nicht nicht die ganze Zeit die Biester um dich herum vertreiben zu müssen, nutze ein Kopfnetz, so wird es deutlich entspannter. In Schottland und Schweden konnte ich schon gute Erfahrung sammeln.
Tipp:
Such dir für die Pausen einen windigen Platz, dann hast du etwas mehr Ruhe. Die Kleinen Biester sind nicht so gerne im Wind und lassen dich daher in Ruhe.

Fun Fact:
Schlafen ohne Innenzelt ist romantisch – bis man morgens aussieht wie ein Streuselkuchen.
🕷️Zecken – klein, fies, unterschätzt
Zecken kommen vor allem im Süden und in tieferen Lagen vor.
Lyme Disease (Boreliose) ist ein Thema, aber kein Grund zur Panik.
Mache Abends einen kurzen Körpercheck:
- Zecken Pinzette entfernen, nicht drehen!
- Stelle 2 bis 4 Wochen beobachten
- Bei Wanderrash (Wanderröte) ab zum Arzt
🦂 Skorpione – kleine Störenfriede im Süden
Skorpione kommen vor allem in den wüstenartigen Regionen vor, also genau in den ersten Trailabschnitten des PCT. Die meisten Arten sind nicht lebensbedrohlich, aber ein Stich kann schmerzhaft sein und bei empfindlichen Personen allergische Reaktionen auslösen.
Abends lohnt sich ein kurzer Check von Schlafsack, Schuhe und Kleidung, bevor du dich ins Zelt legst – besonders dort, wo das Zelt auf Felsen, unter Büschen oder auf Sand steht. Die Schuhe nimmst du am besten mit ins Zelt oder du schüttelst sie gut aus, bevor du morgens wieder reinschlüpfst.
Wenn du gestochen wirst: Kühlen, beobachten, bei starken Reaktionen (Schwellung, Atemnot) sofort medizinische Hilfe aufsuchen. Wie bei Zecken gilt: Ruhe bewahren, Risiko ist überschaubar – Aufmerksamkeit und ein kleines Auge auf deinen Schlafbereich genügen.
🐾Grizzlys – keine Sorge, es gibt sie am PCT quasi nicht
Auch wenn die Chance einer Grizzly-Sichtung auf dem PCT aktuell extrem gering ist, lohnt sich ein Grundwissen für den Fall der Fälle. Grizzlies reagieren anders als Schwarzbären – sie sind territorialer, schneller gestresst und wesentlich stärker.
So gehst du richtig vor:
- Ruhe bewahren und stehen bleiben.
Nicht rennen! Grizzlies sind schneller als jedes menschliche Sprintrekord. - Langsam größer wirken.
Arme heben, Trekkingstöcke hochhalten, ruhig sprechen („Hey Bear… easy Bear…“). Keine hektischen Bewegungen. - Nicht direkt in die Augen starren.
Das gilt als Herausforderung. Stattdessen: Blick leicht abseits halten. - Langsam rückwärts entfernen.
Ohne ihm den Rücken zuzudrehen. Keine Panik, keine schnellen Schritte. - Falls der Grizzly blufft:
Grizzlies machen oft Scheinangriffe mit Stampfen oder kurzem Anrennen.
→ Standhalten. Nicht rennen. Ein Bluff Charge endet meist wenige Meter vor dir. - Bei einem echten Angriff:
Das ist extrem selten, passiert aber v. a. bei Überraschungen oder Jungtieren.
→ Schutzposition einnehmen:
Auf den Boden, Hände über den Nacken, Beine anziehen. Totstellen.
Rucksack schützt den Rücken – nicht abwerfen. - Wenn der Bär nachlässt:
Liegen bleiben, bis du absolut sicher bist, dass er weg ist.
🐻Schwarzbären – die mümmelnden Opportunisten
Schwarzbären sind auf dem PCT deutlich häufiger als Grizzlies. Zum Glück sind sie in der Regel scheu, interessiert an deinem Essen – nicht an dir – und ziehen sich meist sofort zurück, wenn sie dich bemerken. Trotzdem braucht es das richtige Verhalten, um Situationen nicht eskalieren zu lassen.
So reagierst du richtig bei einer Schwarzbär-Begegnung:
- Ruhe bewahren – Schwarzbären sind selten aggressiv.
Vermeide hektische Bewegungen und bleibe stehen. - Dich bemerkbar machen.
Ruhig, aber bestimmt reden: „Hey Bear! Go on Bear!“
Nicht schreien – laut, aber kontrolliert wirkt souverän. - Größer wirken.
Arme heben, Trekkingstöcke hoch, Brust raus.
Schwarzbären respektieren Auftreten und Dominanz. - Bär nicht den Fluchtweg blockieren.
Sie wollen meistens weg – gib ihnen die Möglichkeit dazu. - Niemals wegrennen.
Ein Schwarzbär kann über 50 km/h rennen. Rennst du – rennt er. - Wenn der Schwarzbär näher kommt:
Lauter werden, stampfen, klatschen, mit Stöcken aufeinander schlagen.
Schwarzbären lassen sich in 99 % der Fälle vertreiben. - Bei einem Angriff (extrem selten):
Anders als bei Grizzlies gilt hier: Wehr dich!
Mit allem, was du hast: Trekkingstöcke, Steine, Fäuste, Schreien.
Schwarzbären brechen Angriffe meist schnell ab. - Camp-Regeln beachten:
- Essen IMMER in einem Bear-Can oder Bear-Hang.
- Kein Essen im Zelt.
- Riecht alles süßlich? Geh weit weg damit (Sonnencreme, Zahnpasta, Müll).
Es gibt auf dem PCT die Möglichkeit sich Bear Canister auszuleihen. Auch wenn nicht alle Etappen die Pflicht für Bear Cans haben, ist es logistisch nicht möglich den Canister nur für diese Abschnitte mitzunehmen. Am besten holst du dir den Canister in Kennedy Meadows und gibst ihn in Sonora Pass (nach 315 Meilen) zurück, dann muss du bei deiner Streckplanung ab Sonora Pass jedoch aufpassen, nicht in Gebieten zu campen, in denen ein Bear Canister Pflicht ist). Alternativ trägst ihn noch bis Sierra City mit dir rum, das sind zusätzlich 2 knapp 200 Meilen, dann kannst aber übernachten wo du möchtest.
Ich weiß, es ist bitter den Canister mit seinen 1kg auf deine Ultralight Ausrüstung draufzusetzen, aber es ist für dich und die Bären das beste. Außerdem gibt es empfindliche Strafen, wenn man ohne Canister erwischt wird.
Reserviere den Bear Canister am besten schon vorher im Triple Crown Outfitters in Kennedy Meadows (Mile 703)
Für weitere detaillierte Infos zu den Gebieten, an denen die Canister erforderlich sind, schau auf diese Website.
🐍 Klapperschlangen & andere Schlangen – wachsam bleiben
Schlangen kommen vor allem in den wüstenartigen Regionen – also in den ersten Trailabschnitten des PCT vor. Die bekanntesten sind die Klapperschlangen, daneben gibt es zahlreiche ungiftige Arten. Ein Biss einer Klapperschlange kann schmerzhaft und medizinisch relevant sein, bei den meisten anderen Arten besteht kein ernsthaftes Risiko.
Abends und tagsüber lohnt sich ein Blick auf den Trail, unter Steine und in den Schlafbereich, besonders bei Pausen oder beim Zeltaufbau. Also nicht einfach den Rucksack abwerfen und es sich gleich für die Pause gemütlich machen, sondern erstmal gut umschauen und evtl mit dem Trekkingstock vortasten. Nicht versuchen, Schlangen zu berühren oder zu vertreiben – Abstand halten ist das A und O.
Wenn du gebissen wirst: Ruhig bleiben, betroffene Stelle ruhigstellen, so schnell wie möglich medizinische Hilfe aufsuchen. Wie bei Skorpionen oder Zecken gilt: Aufmerksamkeit genügt, Panik ist fehl am Platz.
🐆Berglöwen – die Ninjas der Westküste
Man sieht sie fast nie.
Man hört sie nie.
Und Angriffe auf Menschen sind extrem selten.
Was tun, wenn du einem begegnest?
- Groß machen
- Arme heben
- Ruhige Stimme
- Nicht wegrennen
- Wenn er näher kommt → laut werden
- Stock oder Trekkingstöcke benutzen
Die Wahrscheinlichkeit, dass dir eine Maus den Müsliriegel stiehlt, ist hundertmal größer als ein Berglöwenproblem.
📌Fazit: Die Tiere sind nicht dein Feind – nur neugierige Nachbarn
Wildlife ist eines der schönsten Dinge am PCT.
Solange du:
- Essen gut sicherst
- Nicht rennst
- Nicht fütterst
- Und nachts dein Zelt zu machst
Die Tiere dort draußen wollen alle dasselbe wie du:
überleben und einen halbwegs ruhigen Tag haben.
Und eins kannst du dir merken:
Der gefährlichste Teil an Wildlife ist meistens die Fantasie – nicht die Realität.

