By Marisa

PCT, Vorbereitung, Zelt

Meine Zelt-Evolution: Vom Geodät bis zum Tarptent

Zelte sind wie Schuhe: Man kann sie nicht einfach kaufen, man muss sie lieben, hassen, testen, wieder lieben und gelegentlich verfluchen. In meinem Outdoor-Leben habe ich schon einige Begleiter unter der Plane gehabt, und jede hatte ihre ganz eigene Persönlichkeit – manche nett, manche… naja, nennen wir es „launisch“.


Wechsel Forum 42 (ZG) – der solide Start

Alles begann mit dem Wechsel Forum 42 (ZG), ein freistehendes Geodät-Zelt.
Perfekt für Paddeltouren in Schweden: stabil, wetterfest, genug Platz, um auch mal nasse Klamotten unterzubringen. Und es Steht auf Felsen ohne Abspannung.
Aber: Gewicht und Packmaß? Für Wanderungen eher wie ein Mini-Sofa im Rucksack. Für Wanderung ist es für wirklich nur die absolute Notlösung, wenn meine anderen Zelte Feuer gefangen haben.


MSR Hubba Hubba – Paddlerträume erfüllt

Danach kam das MSR Hubba Hubba. Ebenfalls zweiwandig, robust, super verarbeitet – ideal fürs Kajak, Bikepacking oder kurze Wanderungen. Aber nur, wenn man das Zelt zu zweit unter sich aufteilen kann.
Sobald der Trail länger wurde und der Rucksack leichter werden sollte, habe ich mich über das Packmaß der Stangen und das Gewicht des Zeltes geärgert.

Es ist ein sehr gutes Zelt, für mich aber nicht Trail-tauglich. Mein Ziel: weniger Gewicht, weniger Packmaß, mehr Freiheit.


Six Moon Designs Lunar Solo – der Minimalist

Dann entdeckte ich das Six Moon Designs Lunar Solo – ein Zelt, das mit nur einem Trekkingstock aufgestellt wird und kein eigenes Gestänge hat. Es ist ein Tarptent (oder Einwandzelt) bei dem die Decke des Innenzelte gleichzeitig das Außenzelt ist. Diese Zelte sind auf der einen Seite super leicht, gut belüftet und haben ein gutes Packmaß. Sie haben aber auch alle ein Problem: Kondenswasser, bei normalen, zweiwandigen Zelten setzt sich die Feuchtigkeit auf der Innenseite des Außenzeltes ab und wird erst beim Einpacken des Zeltes störend. Bei einem Einwandzelt in einer kalten windigen Nacht kann es auch schon mal im Innenzelt „regnen“, wenn sich die winzigen tropfen durch den Wind von der Zeltwand lösen. Aber auch ohne Wind setzt sich die Feuchtigkeit an der Zeltwand fest und liebt es dich nass zu machen, wenn man dran kommt.
So bin ich in Abschüssigem Gelände weiter in den Fußbereich meines Zeltes gerutscht und mein Schlafsack (jetzt an der Zeltwand) wurde schon ein bisschen klapp.

Auch beim Anziehen im Zelt kam ich im Lunar solo an meine Grenzen. Dadurch, dass es mit nur einem Trekkingstock aufgestellt wird, ist das Dach sehr schräg und die Bewegungsfreiheit begrenzt. Schon beim Pulloveranziehen wird man nass, weil man unweigerlich die Zeltwand berührt.

Im Gegensatz zu dem Hubba Hubba und dem Forum müssen mindestens 6 Heringe in den Boden, damit das Zelt ausreichen fest steht und Platz zum Schlafen bietet. Das kann auf felsigem oder sandigem Untergrund zur Herausforderung werden.

Trotzdem war ich begeistert. Zum ersten Mal hatte ich ein echtes Ultraleicht-Zelt, das mich nicht im Rucksack erdrückte. Und so suchte ich ein neues Einwandzelt.


Gossamer Gear The One – mehr Platz, mehr Risiko

Der nächste Schritt: Gossamer Gear The One.
Aufgestellt mit zwei Trekkingstöcken, deutlich mehr Platz innen, ebenfalls ein Einwandzelt.
Soweit so gut – bis eine Nacht mit 80 km/h Böen kam.

Die Heringe gegenüber der Apsis wurden aus dem Boden gerissen, und das Zelt kollabierte über mir.
Verdacht? Die asymmetrische Form macht es windanfälliger. Und ich kann ehrlich sagen: Bei unter 0°C und stark Böigem Wind aus dem Schlafsack zu kriechen ist schon schwer, aber dann raus in das Schneegestöber zu müssen, um einen Hering zu suchen. Und das am besten bevor die nächsten Heringe die Biege machen. Ich habe ehrlich überlegt, ob ich nicht im Zelt sitzen bleiben und die Trekkingstöcke mit der Hand aufrecht halten soll.

Aber ganz ehrlich, das war ein Ausnahmewetter. Ich war und bin immer noch super zufrieden mit dem Zelt. Ich weiß jetzt aber auch, dass ich bei entsprechendem Wetter die Heringe lieber noch mit Steinen beschweren werden.

Wie das Lunar Solo sind mindesten 6 Heringe erforderlich. Manchmal passt dafür der Boden nicht und man muss sich mit Steinen oder Hölzern behelfen.


Ausblick: Gossamer Gear The Two?

Jetzt überlege ich aber trotzedem mit das Gossamer Gear The Two zu leisten:

  • symmetrische Form → stabiler bei Wind
  • als 2 Personenzelt kann auch der Rucksack drinnen schlafen
  • Gewicht? Immer noch ultraleicht, kaum mehr als The One

Vielleicht ist das dann mein Zelt.


Fazit meiner Zelt-Evolution

Zelte sind nie perfekt. Jedes hat Stärken, jede Schwäche bringt dich weiter – meist in Form von nassen Pullis, gefrusteten Nächten oder fehlenden Heringen.
Aber eines ist klar: Auf dem PCT will ich ein Zelt, das leicht ist und in meinen Rucksack passt.

Ob The Two die Lösung ist? Es wird sich auf dem Trail zeigen.
Aufgrund des Preisunterschiedes, werde ich mir das Zelt erst direkt in den USA bestellen, so kann ich rund 200 € sparen. Und wie immer gilt: Wer zeltet, erlebt Abenteuer – manchmal auf, manchmal unter der Plane.

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